Welche Therapie bei Rheuma zum Einsatz kommt und warum diese so wichtig ist

Was haben rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew und Psoriasis-Arthritis gemeinsam? Sie zählen zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen. Normalerweise schützt uns das Immunsystem vor Erregern von außen. „Immunzellen wissen, wie alle Zellen aussehen und wann sie diese bekämpfen müssen. Verlieren sie diese Fähigkeit, greifen sie fälschlicherweise körpereigene Strukturen an“, erklärt OA Dr.Maya Thun, Fachärztin für Innere Medizin mit Schwerpunkt Rheumatologie aus Wien, was bei Autoimmunerkrankungen passiert. „Im Fall von Psoriasis-Arthritis werden so die Haut, Sehnen und Gelenke angegriffen. Bei Morbus Bechterew nehmen Gelenke v. a. im Bereich der Wirbelsäule Schaden. Liegt rheumatoide Arthritis vor, sind nicht nur Gelenke und Sehnen betroffen, sondern mitunter auch Organe wie Lunge und Augen“, berichtet die Fachärztin. Greifen Immunzellen an und werden „böse“, kommt es immer zu einer Entzündungsreaktion, die – je nach Erkrankung – mit Schmerzen, geschwollenen Gelenken, juckender Haut, Einschränkungen der Beweglichkeit etc. einhergeht. Außerdem fühlen sich die Betroffenen erschöpft und nicht gesund, weil ihr Körper ja gleichsam Krieg gegen sich selbst führt.

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Ein Beitrag aus der Kronen Zeitung, veröffentlicht im Mai 2023.

Wie sieht die richtige Behandlung aus?

Am wichtigsten ist es, so früh wie möglich einzugreifen. Neben Bewegung, richtiger Ernährung, physikalischer Therapie und Rauchstopp spielen v. a. Medikamente eine große Rolle: „Es kommen etwa Substanzen zum Einsatz, die Einfluss auf das Abwehrsystem haben, denn die Zellen sollen sich nicht mehr bekriegen“, erklärt OA Dr. Thun bildhaft. „Diese sogenannten Immunmodulatoren gelten als Basistherapeutika, einzelne davon stammen ursprünglich aus der Krebstherapie. Sie werden bei rheumatischen Erkrankungen in minimaler Dosis einmal wöchentlich – entweder als Spritze unter die Haut oder in Tablettenform – angewendet, um das Immunsystemzu beruhigen.“ In den vergangenen Jahren haben Biologika die Behandlung verbessert. Diese biotechnologisch hergestellten Arzneien greifen direkt in den Entzündungsprozess ein und verhindern die weitere Gelenkzerstörung. „Sie blockieren spezielle Entzündungsbotenstoffe (Zytokine) bzw. hemmen bestimmte, an der Entzündung beteiligte Rezeptoren bzw. Zellen des Immunsystems. Diese Substanzen kann man sich selbst spritzen“, so die Internistin. Auch „small molecules“ (zum Schlucken) enthalten Wirkstoffe, die in Entzündungsreaktionen eingreifen und die Zelle wieder ins Gleichgewicht bringen. Dazu zählen etwa Januskinase (JAK)-Inhibitoren. „Die Immunzellen hören dann nicht mehr zu, wenn eine „böse“ Zelle nach Krieg schreit, sie wird gleichsam weniger sensibel auf Botenstoffe“, veranschaulicht die Ärztin. Das heutige Therapieziel ist daher Beschwerdefreiheit und ein Stopp der Erkrankung statt bloße Symptomlinderung.

Ohne Behandlung wird das Gelenk kaputt

Wer Rheuma ohne Therapie „aussitzen“ möchte, hat schlechte Prognosen: „Dann kann das jeweilige Gelenk innerhalb weniger Monate zerstört werden. Bei rheumatoider Arthritis treten etwa Deformierungen auf. Im Fall von Morbus Bechterew kommt es zur fortschreitenden Versteifung der Wirbelsäule und mitunter entsteht ein Buckel.“

Mag. Monika Kotasek-Rissel

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